Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) by Michael Frayn

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) by Michael Frayn

Autor:Michael Frayn [Frayn, Michael]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 9783446240636
Herausgeber: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2012-07-29T22:00:00+00:00


27

»Aber Sie sind nicht Oliver Fox«, sagte Georgie schließlich, nachdem die heiße flimmernde Stille des Nachmittags sich immer länger hingezogen hatte. »Sie sind Wilfred Irgendwer.«

Sie lag wieder auf der Liege, das Handtuch über der Hüfte, doch jetzt lag sie auf dem Rücken. Sie hatte offenbar das Gefühl, dass sie ihn mittlerweile gut genug kannte. Er seinerseits hatte das Gefühl, dass er sie mittlerweile gut genug kannte, um gelegentlich hinzuschauen, vor allem da sie die Augen hinter der dunklen Brille geschlossen zu haben schien, obwohl ihre Brüste, die sich leicht nach außen ausbreiteten, seine Phantasie noch nicht so heftig beschäftigten wie die zwei kleinen und jetzt verborgenen Leberflecken.

»Schauen Sie ruhig hin«, sagte sie. »Sie verrenken sich noch den Hals, so wie Sie den Kopf hin und her drehen. Warum haben Sie zu dem Taxifahrer gesagt, dass Sie Oliver Fox sind?«

»Ich habe dem Taxifahrer nicht gesagt, dass ich Oliver Fox bin«, sagte Wilfred.

»Aber irgend jemand hat es getan. Er hat mir gesagt, dass er Sie hierhergefahren hat. Oliver Fox. Er hat gesagt, Sie würden mich erwarten.«

Wilfred versuchte sich zu erinnern, wie genau das Gespräch verlaufen war. Phoksoliva … Euphoksoliva … Ja, natürlich.

»Er war es«, sagte er. »Der Taxifahrer. Er hat es mir gesagt.«

»Der Taxifahrer hat gesagt, dass Sie Oliver Fox sind? Wie, und Sie haben ihm geglaubt? Und Sie wollen ein berühmter Wissenschaftler sein, Wilfred? Was haben Ihnen Taxifahrer denn sonst noch erzählt?«

Es war weiterhin unerbittlich heiß. In der leeren Luft bildete sich eine kleine Wolke, die langsam über den Himmel zog und sich erschöpft wieder auflöste, bevor sie irgendwo ankam.

»Was ich nicht verstehe«, sagte Wilfred – nein, Dr. Wilfred, er war Dr. Wilfred –, »ist, dass Ihr Freund mit einem Taxi kommen soll. Er hat kein Auto geliehen? Wie wollen Sie sich auf der Insel fortbewegen?«

»Wie, zu Kunstgalerien? Berühmten Kathedralen und so weiter?« Sie lachte. Ihre Brüste zitterten leicht, wie nahezu nicht wahrnehmbare Wellen auf einem ruhigen sommerlichen Meer. »Ich glaube nicht, dass er sich viel fortbewegen wollte.«

Nein, natürlich nicht, dachte Dr. Wilfred. Kunstgalerien und berühmte Kathedralen standen wahrscheinlich nicht ganz oben auf ihrer beider Prioritätenliste.

»Haben Sie keine Freundin, Wilfred?« fragte sie. »Nein? Wie, nur eine Ehefrau? Oder nicht mal eine Frau?«

Er würde sich nicht auf ein Gespräch über seine häuslichen Verhältnisse einlassen. Er dachte vielmehr an das ungemachte Bett in diesem Haus. Manchmal würden sie aufstehen, dachte er. Vielleicht um sich in die Sonne zu legen. Im Pool zu baden. Was noch? Nichts. Zurück ins Bett. Ja, warum sollten wir einen Wagen brauchen? Oder vielmehr sie. Warum sollten sie einen Wagen brauchen?

»Lebensmittel«, sagte er. »Etwas zu essen. Nahrung. Sie wollten doch nicht die ganze Woche von tiefgefrorenem Brot und einem Paket gefrorener Erbsen leben?«

»Ich weiß nicht, was verabredet worden ist. Oliver wird sich vermutlich etwas überlegt haben.«

Es herrschte Schweigen, während sie beide über den möglichen Inhalt von Olivers Gedanken nachdachten.

»Oder vielleicht auch nicht«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass er denkt. Nicht diese Art von Gedanken jedenfalls. Er hat irgendeine Idee, und – wuff – er tut es.«

Wuff, er tut es.



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